Nach zwei sportlich unbefriedigenden Reisejahren konnte 2023 nicht zuletzt dank der flexiblen Gestaltung des Reiseplans erstmals wieder eine vollwertige Reisesaison mit zwei Distanzflügen über 500km mittlere Entfernung durchgeführt werden.

Die Hoffnung, durch Auflässe im großen Verband reibungslosere Flugverläufe zu erhalten, hat sich insgesamt erfüllt. Mit zehn gemeinsamen Auflässen im Gesamtregionalverband wurde der Beweis erbracht, dass doch vieles möglich ist, was von der Gründung des RegV‘s an als nicht durchführbar bezeichnet wurde.

Die Analyse der acht RegV-Altflüge zeigt, dass trotz des ausgedehnten Konkurrenzgebiets Wind und Lage eine viel geringere Rolle spielen, als oft betont wird. So erzielten die Züchter der Einsatzstelle Emmerting (an der dt.-österr. Grenze bei Burghausen) ab Saarlouis am 04.06. bei Geschwindigkeiten der Preistauben zwischen 1255 und 1083m/min trotz ihrer weiteren Vermessungen eine Preisausbeute von 42% in der RegV-Gesamtliste. Andersherum wurden auf dem kurzen Mitwindflug ab Landau am 02.07. bei Geschwindigkeiten der Preistauben zwischen 1724 und 1491m/min die ersten fünf Konkurse in der RegV-Gesamtliste in der RV München-Dachau von Züchtern mit den kürzesten Vermessungen errungen. Fakten dieser Art lassen sich zuhauf finden; allein diese zwei beispielhaft herausgegriffenen zeigen, dass hervorragende Ergebnisse auch bei vermeintlich nachteiliger Lage möglich waren und ein sportlich fairer Wettbewerb selbst in einem flächenmäßig großen RegV (etwa 140km Länge bei ca. 70km Breite) durchaus gegeben ist.

Davon abgesehen kann die Ausübung unseres Hobbys im Südosten Bayerns in den kommenden Jahren sportlich (bei sinkenden Tauben- und Züchterzahlen) wie finanziell (bei steigenden Sprit- und Mautkosten) sowieso nur durch gemeinsame Transporte und Auflässe gesichert werden.

 

1. RegV-Meister intern

Ernst Schallmoser, RV Dorfen

 

Der gelernte Heizungsbauer war 33 Jahre im Chemiewerk Gendorf im Schichtbetrieb tätig und ist seit Herbst 2022 in Rente; Brieftaubenzüchter ist er seit 36 Jahren. Er selbst führt die Erfolge des letzten Reisejahres vor allem darauf zurück, dass ihm jetzt mehr Zeit für die Beschäftigung mit der Reisemannschaft zur Verfügung steht.

Schlaganlage neu Schallmoser

Schlaganlage

Die Gartenschläge bestehen zum Ersten aus einem nach Süden ausgerichteten älteren Witwerschlag für 25 Vögel, die auf klassische Witwerschaft gespielt werden mit einem angrenzendem Weibchenabteil. Im rechten Winkel dazu nach Westen ausgerichtet schließt sich ein Jungschlag für etwa 40 Tauben an.

Der zweite neuere Witwerschlag steht etwa 50m entfernt und ist ebenfalls nach Süden ausgerichtet. Die dort sitzenden 20 Paare werden total gespielt.

Wiederum im rechten Winkel dazu steht der nach Osten ausgerichtete zweite Jungschlag, ein umgebautes Gartenhäuschen aus dem Baumarkt, das etwa 30 Junge beherbergt.

Jungschlag alt Schallmoser

System

Der Bestand setzt sich aus zehn Zucht- und 40 Reisepaaren zusammen, von denen 25 Paare total und 15 Vögel auf klassischer Witwerschaft geschickt werden. Die Partner der besten Tauben, die auf totaler Witwerschaft gespielt werden, werden unter der Saison gestoppt.

Kotproben werden an Tierarzt Dr. Schröder (Tollisan) versendet. Gemäß Befund mussten in den letzten Jahren keine Kuren durchgeführt werden, auch prophylaktisch wurden keine durchgeführt. Die Jungtauben werden zweimal mit RP und einmal mit PHA geimpft. Die Alttauben erhalten nur die Paramyxo-Pflichtimpfung. Angepaart wurde im Jahr 2023 Anfang März. Die Eier der besten Reiseweibchen des Vorjahres wurden umgelegt. In keinem der Reiseschläge wurden Junge aufgezogen, sondern nur ein Gelege überbrütet.

Das Training der total gespielten Paare erfolgt im Umtrieb; erst erhalten die Weibchen, dann die Vögel täglich einmal Freiflug. Das Privattraining erfolgt erst dreimal alleine und dann etwa zwei Wochen vor dem ersten Vorflug der RV ca. fünfmal zusammen mit Züchterkollegen der Einsatzstelle. Gefahren wird bis nach Dorfen (etwa 40km Luftlinie). Genauso wird beim Anlernen der Jungtauben verfahren. Auf das Fahren unter den Preisflügen wird verzichtet. Vor dem Einsetzen wurden die Paare gezeigt. Nach dem Flug dürfen die Paare bis zum Abend zusammenbleiben, oft auch bis zum nächsten Morgen.

Witwerschlag neu Schallmoser

Versorgung

An Mineralien wird Multi Mix de Patagoon vermengt mit einer üblichen Gritmischung in Tonschalen zur freien Aufnahme gereicht. Diese Schalen werden mit selbstgebauten heizbaren Untersätzen trocken gehalten. Als Basisfutter dient Vandenabeele Premium, über das auch alle Zusätze verabreicht werden. Das Trinkwasser wird nicht angesäuert oder sonst irgendwie versetzt. Bei Rückkehr am Sonntag wird je nach Schwere des Fluges Eiweißpulver ans Futter gebunden, ab 300km wird Dextrotonic von Oropharma ins Wasser gegeben. Am Montag wird Nebel Kräuter Vital und Eiweißpulver (z.B. Brockamp A.P.F.) mit Lecithinöl ans Futter gebunden. Auch am Dienstag erfolgt - falls nötig - nochmals die Eiweißpulvergabe. Am Mittwoch wird ein Jod-Eisen-Präparat eingesetzt. Am Donnerstag und Freitag wird Nebel Dynamik mit Nebel Multi Energie Öl ans Futter gebunden, wobei am Freitag zusätzlich Backs Vi-Spu-Min Futterkalk und Dextrotonic verabreicht wird. Am Einsatztag werden noch Sämereien und Dextrotonic gegeben. Grundsätzlich heißt Ernsts Devise bei der Verabreichung von Ergänzungsmitteln – vor allem, was die Versorgung der Weibchen angeht – „lieber den Löffel abschütteln als einen Gupf darauf machen“.

Zum Wochenende hin wird zusätzlich Mais gefüttert, abends erhalten die Reisevögel per Zellenfütterung jeden Tag Kanarienfutter als Lockmittel. Gefüttert wird am Boden aus großen Tonnäpfen, die täglich ausgetauscht, gereinigt und getrocknet werden.

Weibchenschlag alt Schallmoser

Stammaufbau

Der Bestand wurde aufgebaut aus Tauben der Anton-Linie (Feldotto) über Patrice Hillenbrand sowie Enkel 1009 (Prange) und Enkel B043 (Heinz Bindazc) über Dieter Faltermeier. Außerdem erhält Ernst jedes Jahr etwa 10 Junge von Sportfreund Reinhard Hykade. Dieser hat übrigens auch den 0203-21-1472 gezogen, der im Reisejahr 2023 3. As-Vogel im RegV und 8. Bester Vogel Bayerns wurde.

0203 21 1291 Schallmoser 0203 21 1472 Schallmoser

0203 22 1515 Schallmoser 0203 22 1525 Schallmoser

 

Erfolge 2023

1. RegV-Meister intern

3. Verbandsmeister auf RegV-Ebene

5. RegV-Jährigenmeister

Bestgereiste Taube im RegV

1. bester Altvogel des RegV

3. bestes Altweibchen des RegV

3. bester Jähriger des RegV

3. beste Jährige des RegV

3. u. 8. As-Vogel des RegV

 

Bei aller Freude über die sportlichen Erfolge sind Ernst die in seiner Einsatzstelle unter den Züchterkollegen gelebte Geselligkeit und Gemeinschaft am wichtigsten.

 

 

1. Verbandsmeister auf RegV-Ebene

Alois Rappold, RV Oberland

 

Bereits in seiner Kindheit im Isental hatte Alois Rappold Farbentauben. Seine ersten Brieftauben erhielt der damals Zehnjährige 1962 vom Schwiegervater seines Bruders, der in Külsheim im Main-Tauber-Kreis verheiratet war.

1978 erwarb Alois ein Haus in Straußdorf etwa fünf Kilometer südlich von Ebersberg. Praktischerweise war dort bereits ein Taubenschlag vorhanden, da der Vorbesitzer Ziertauben hielt und so war die Grundlage für die aktive Ausübung des Brieftaubensports gelegt.

Im September 2000 kaufte Sportfreund Rappold, der jeden Tag an seine Arbeitsstätte als Metzger nach München pendeln musste, ein Haus samt großem Grundstück in Mintsberg ungefähr vier Kilometer nördlich von Rosenheim. Noch bevor die letzten Arbeiten vor dem Einzug ins Wohnhaus abgeschlossen waren, wurde der Taubenschlag errichtet und aus diesem bereits im Folgejahr gereist.

Schlaganlage Rappold

Schlaganlage

Gereist wird aus einem Gartenschlag, der nach Süden ausgerichtet ist. Westlich des Eingangs befinden sich das Weibchenabteil und zwei Jungtierabteile, östlich schließt sich der Witwerschlag an. Im rechten Winkel zum Reiseschlag schließt sich nördlich der Zuchtschlag mit zwölf Paaren an, an den ebenfalls eine große Voliere vorgebaut ist. Luxuriöse Schlagausstattung sucht man vergebens: Eine Heizung gibt es nicht, ursprünglich vorhandene Ventilatoren zur Entlüftung wurden wieder ausgebaut.

Witwerschlag Rappold

System

Der Reiseschlag beherbergt im Winter etwa 23 Paare, die zusammen mit den Zuchtpaaren Mitte Februar angepaart werden. Im Reiseschlag herrscht freie Partnerwahl, eine Zwangsverpaarung erfolgt nicht. Die Reisepaare ziehen jeweils ein Junges auf, wobei von den bewiesenen Spitzentieren Eier umgelegt werden. Nach vier Tagen Bebrüten des zweiten Geleges werden die Paare getrennt und auch die Eier sofort entfernt. Ab sofort werden die Reisetauben mit der Umlaufmethode geführt, bei der ab Ende März morgens und abends jeweils zuerst die Weibchen und dann die Männchen für jeweils eine Stunde Freiflug erhalten. Alle Reisetauben werden total gespielt und bis zum Ende durchgesetzt, solange nicht der Greifvogel einen verletzungsbedingten Aufenthalt zu Hause erzwingt. Morgens ab ca. 6:00 Uhr wird den Weibchen und dann denn Vögeln je eine Stunde Freiflug gegeben, abends entsprechend. Die Jungtauben kommen morgens nach den Männchen und am Spätnachmittag vor den Weibchen nach draußen. Von Jugend an wird auch ihnen Drill abverlangt; ein Einspringen auf Pfiff ist Voraussetzung für die Gabe von Futter. Unter der Woche sehen sich die Reisepaare am Donnerstag nach dem Freiflug der Weibchen für etwa eine Stunde. Am Flugtag bleiben die Paare bis etwa 20:00 Uhr zusammen. Am Tag nach dem Flug erhalten die Reisetauben keinen Freiflug. Die Alttauben erhalten nur die vorgeschriebene Paramyxo-Impfung, die Jungtauben werden zweimal gegen das Rota- und Paramyxovirus geimpft. Kotproben werden zur Tierarztpraxis Leinefelde (Dr. Kny) gesendet. Einzige prophylaktische Behandlung ist die gegen Trichomonaden, die bei den Zucht- und Reisetauben während des Brütens auf dem ersten Gelege durchgeführt wird. Die Alttauben werden Anfang bis Mitte April etwa fünfmal von etwa 20 km aus der Reiserichtung trainiert. Die Jungen werden vor ihrer Teilnahme an den RV-Vorflügen etwa siebenmal trainiert, wobei auf etwa zwei Kilometern begonnen und bis ebenfalls circa 20 km gesteigert wird. Vor dem Einkorben zum Wettflug werden die Partner nicht gezeigt. Beim Einkorben werden die Schläge durch Verhängen der Fenster abgedunkelt, um die Tauben ruhig zu greifen. Die Jungtauben werden nicht verdunkelt oder belichtet, allerdings ist eines der beiden Jungtierabteile baubedingt relativ dunkel.

Weibchenregal Rappold

Stammaufbau

Der Bestand ist vor allem auf Tauben von Elke und Klaus Wadewitz (Blutführung van Loon über Georg Oswald sowie Nachzucht von Horst und Frank Sander), Elvira und Rolf Nieland (Dirk de Beer) und Markus Kalteis (Willy Vanhoutte) aufgebaut. Beim Einführen neuer Tauben achtet Alois Rappold darauf, dass in deren Abstammung (und wenn auch nur ganz hinten) Ahnen stehen die, die auch die Asse aus dem eigenen Bestand schon im Stammbaum haben. Die Auswahl solcher Passer als Partner ist seiner Erfahrung nach zielführender als Kreuzungen ins Blaue hinein. So stößt man letztendlich in seinem Bestand bei allen Tauben auf die alte Koopman/Janssen- bzw. van Loon-Basis.

05018 20 637 Rappold 05018 20 668 Rappold

05018 21 760 Rappold 05018 21 792 Rappold

Versorgung 

Gefüttert wird grundsätzlich als Ganzjahresmischung neben Zucht Active Life von Versele Laga die „Rappold-Mischung“, die sein Sohn Bernhard, der sehr erfolgreich Verkehrtflügelkröpfer züchtet, entwickelt hat und von der Firma Vanrobaeys mischen lässt. Beide Mischungen werden in der Zucht- und Mauserphase pur verabreicht und im Winter mit Gerste gestreckt. In der Reisezeit werden die beiden Mischungen Premium Power Relax Nr. 183 und Premium Power Dynamik Nr. 184 von Vanrobaeys verfüttert. Am Rückkehrtag erhalten die Reisetiere die Nr. 184, am nächsten Tag bis Mittwoch morgens die Nr. 183 und ab Mittwochabend wieder Nr. 184, bis am Einsatztag wieder auf Nr. 183 umgestellt wird. Zum Saisonende hin wird vor weiten Flügen zusätzlich in kleinen Mengen Hanf verabreicht. Bei der Heimkehr befindet sich TollyAmin, C-Phos und Traubenzucker in der Tränke. Am Mittwoch und Donnerstag abends wird jeweils eine kleine Wassermenge mit Blitzform von Röhnfried angereichert. Wenige Stunden danach wird die Tränke wieder geleert und gereinigt. Am Rückkehrtag und am Donnerstag wird mit handelsüblichem Salatöl aus der Küche (Raps- oder Distelöl) Futterkalk (z.B. Vi-Spu-Min von Backs) ans Körnerfutter gebunden. Die Zellennäpfe werden nach solchen Gaben immer gereinigt, um Pilzinfektionen vorzubeugen. Auf reichhaltige Mineralienversorgung wird großen Wert gelegt. Den Tauben wird Maulwurfserde, eine Mischung verschiedener Picksteine und Taubenkuchen sowie Paloma Multi-Power Mix täglich frisch angeboten. Grundsätzlich erfolgt die Fütterung in der Zelle, wobei zur Mengendosierung – wie es sich für einen oberbayerischen Spitzenschlag gehört - die Miniaturausgabe eines Maßkruges im Schnapsglas-Format dient.

Voliere Witwer Rappold

Gefragt nach seinem Wunsch für die Zukunft erklärt Alois Rappold, er wolle den Sport - solange es die eigene Gesundheit zulässt - in Frieden ausüben. Auf Neid und Missgunst Anderer kann er dabei verzichten.

 

Erfolge 2023

4. RegV-Meister intern

1. Verbandsmeister auf RegV-Ebene

12. RegV-Jährigenmeister

1. As-Weibchen des RegV

1. bestes Altweibchen des RegV

2. bester Altvogel des RegV

4 x 1. Konkurs, davon 2 x im RegV

 

Autor: Stefan Mayer

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Die Brieftaube - Nr. 5 2024
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