News Die Brieftaube

Dem Regionalverband 756 angeschlossen sind die Reisevereinigungen Lauf, Mittelfranken 1908, Neumarkt, Schwabach, Frankenjura, Pleinfeld und Sulzbach-Rosenberg, insgesamt sieben Reisevereinigungen mit 282 Mitgliedern im Jahr 2023, davon 24 Jugendliche und ein Ehrenmitglied.

Das Jahr 2023 ist für den Regionalverband sehr positiv verlaufen. Angefangen mit dem Ergebnis der Frühjahrsversammlung, in der die Delegierten einstimmig für die gemeinsame Flugrichtung Süd-West mit acht Regionalflügen stimmten. Das war die letzten Jahre leider nicht so. Nachdem jahrelang bereits auf dieser Richtung geflogen wurde, kam aufgrund eines Antrages für das Jahr 2020 die Nord-West Richtung. Sowohl 2020 als auch 2021 verliefen die Flüge auf dieser Richtung nicht zufriedenstellend. Man war sich einig, dass ab der Saison 2022 wieder ein Richtungswechsel erfolgen soll. Leider gab es beim Festlegen des Reiseplanes für 2022 keine Einigung auf einheitliche Flüge und es kam zu zwei verschiedenen Richtungen, West und Süd-West. Diese Spaltung hatte zur Auswirkung, dass es nach zehn durchgeführten Flügen aufgrund geringerer Satzzahlen für beide Gruppen wirtschaftlich nicht mehr vertretbar war, die Reise fortzuführen. Sie musste somit frühzeitig eingestellt werden. Aus dieser negativen Erfahrung hat man gelernt und 2023 wieder gemeinsam gereist. Erfreulicherweise konnten trotz der zum Teil schwierigen Wetterlagen alle geplanten Flüge durchgeführt werden. Hiervon wurden die letzten acht Flüge als Regionalflüge gestartet.

Sowohl bei den beiden internen Regionalverbandsmeisterschaften für alte und jährige Tauben als auch bei der Verbandsmeisterschaft und der Verbandsjährigen-Meisterschaft auf Regionalverbandsebene platzierte sich souverän die SG Frisch, bestehend aus Vater Richard, Sohn Thomas und den Enkelinnen Laura und Emma, an erster Stelle. Auf Verbandsebene wurden sie 12. Deutscher Meister und 8. Verbands-Jährigenmeister. Über diesen Schlag wurde bereits im Reisejahr 2020 ausführlich berichtet. Im Rahmen der Meisterschafts-Berichterstattung wurde festgelegt, dass Züchter, über die bereits in den Vorjahren ausführlich geschrieben wurde, hierbei keine Berücksichtigung mehr finden und der jeweils Nächstplatzierte aufrückt.

Meisterschaften 2023

RegV-Meisterschaft intern

Verbandsmeisterschaft auf RegV-Ebene

Verbands-Jährigenmeisterschaft auf RegV-Ebene

RegV-Jährigenmeisterschaft intern

Verbands-Jungtaubenmeisterschaft auf RegV-Ebene

RegV-Jungtaubenmeisterschaft intern

RegV-Jugendmeisterschaft intern

Verbands-Jugendmeisterschaft auf RegV-Ebene

Kategorie 2

Kategorie 3

Kategorie 4

Ladies-League auf RegV-Ebene

Bestgereiste Tauben auf den Regionalflügen

Bestes Männchen

Bestes Weibchen

Bestes jähriges Männchen          

Bestes jähriges Weibchen

Bestes Jungtier

As-Männchen

As-Weibchen

1. Konkurse der Regionalflüge

2. Regionalverbandsmeister

Hans Fleischmann, RV Neumarkt

Die Gemeinde Berg bei Neumarkt dürfte allen Sportfreunden, die auf der Süd-Ostrichtung reisen, ein Begriff sein. Der bekannte Auflassplatz Neumarkt liegt direkt in Berg und wird von dem hier wohnenden Sportfreund Hans Fleischmann seit Jahren als Kontaktmann betreut.

Das Reisejahr 2023 war für den siebzigjährigen ein sehr erfolgreiches Jahr. Er belegte den zweiten Platz bei der RegV-Meisterschaft intern und den zweiten Platz der RegV-Jährigenmeisterschaft. Ferner flog sein jähriges Weibchen mit der Ringnummer 07132-22-995 auf dem Regionalflug am 2.7. ab Chalon, 508 km, gegen 1.389 Tauben den 1. Konkurs.

Anfänge

Hans Fleischmanns Vater hatte Brieftauben und da lag es natürlich nah, dass er bereits im Kindesalter das Taubenvirus bekam. Als Verbandsmitglied wurde er bereits 1964 angemeldet und ab dem Jahr 1973 wurde mit dem Vater als Schlaggemeinschaft gereist. Aber er wollte sein Können unter Beweis stellen und selbstständig reisen. Zwei Jahre später reiste er dann unter seinem Namen in Konkurrenz zu seinem Vater.

Der Bestand setzte sich zu dieser Zeit aus Tauben des Vaters zusammen. Mitte der 1980er-Jahre verstärkte er sich mit Tauben von seinem Cousin Alois Fleischmann aus Etting und seinem Freund Josef Wurzenberger (†) aus Lenting, beide in der Nähe von Ingolstadt. Auf Anhieb wurde gleich die 1. RV-Jungflugmeisterschaft errungen. Noch heute fließt das Blut dieser Basistauben im Bestand.

Ergänzung fand man in den Tauben der Linie „Hurrican 51“ von Rainer Püttmann über Herbert Wostl aus Biebertal, Karl-Heinz Robl aus Siegenburg/Kehlheim und Herbert Jarosch aus Bronamberg. Von Manfred Schuh kamen noch Stickers-Donckers Tauben hinzu.

Abläufe

Zucht- und Jungtaubenschlag befinden sich im Garten in unmittelbarer Nähe hinter dem Wohnhaus. Hier sind 20 Paare untergebracht, die für den Nachwuchs sorgen. Gepaart werden die Zuchttauben Mitte bis Ende Januar, je nach Wetterlage. Von einer klassischen Winterzucht wird abgesehen. Vor der Paarung erfolgt keine Belichtung, lediglich erhalten die Tauben zu dieser Zeit Vitamine der Verbandsklinik und Reiskleie der Firma Teekontor.

Die Schlaganlage für die Reisemannschaft mit 30 Paaren steht über der Garage neben dem Wohnhaus. Von den Reisetauben werden keine Jungtauben aufgezogen, daher erfolgt die Anpaarung erst Anfang März. Die Eier werden nach der Rückkunft vom ersten Vorflug entfernt, danach wird auf Witwerschaft umgestellt. Gereist wird auf totaler Witwerschaft, also beiderlei Geschlechter. Von privaten Trainingsflügen vor der Saison wird aufgrund der Greifvogelgefahr abgesehen. Allerdings finden seitens der Einsatzstelle im Vorfeld drei bis vier gemeinsame Trainingsflüge statt, an denen teilgenommen wird.

Die Tauben erhalten täglich zweimal Freiflug der wie folgt geregelt ist: die Weibchen von 6:30 bis 7:30 und von 17 bis 18 Uhr, die Vögel von 7:30 bis 8:30 und von 18 bis 19 Uhr, die Jungtauben von 9 bis 10 und von 16 bis 17 Uhr.

Grundsätzlich werden alle Tauben gegen Paramyxovirose und Pocken geimpft. Auch sind mehrmalige Kotuntersuchungen pro Jahr selbstverständlich. Zur Gesunderhaltung werden übers ganze Jahr Produkte auf Naturbasis der Firma Teekontor verabreicht.

Reise

Nach der Rückkunft vom Flug erhalten die Tauben Bactolyt, ein Elektrolytprodukt zur schnelleren Regeneration über das Trinkwasser. Am Tag der Rückkunft wird eine leichte Futtermischung gegeben. Ab dem zweiten Tag erhalten die Tauben dann für den Rest der Woche eine leichte kohlenhydratreiche Mischung.

Vor dem Einsetzen werden grundsätzlich die Partner für 10 bis 15 Minuten gezeigt. Wie lange die Tauben nach der Rückkunft vom Flug zusammenbleiben, ist abhängig vom jeweiligen Flugverlauf. Ab Mitte der Reisesaison findet zur Motivation ein sogenannter Familientag statt. Dieser findet in der Form statt, dass alle Tauben für eine Stunde zusammenkommen.

Nach Beendigung der Flüge bleiben die Paare zusammen und dürfen ein Gelege überbrüten, eine Aufzucht von Jungtauben erfolgt nicht mehr.

Für den Eigenbedarf werden etwa 40 Jungtauben gezüchtet, die nicht verdunkelt werden. Ab Mitte Juni erfolgt dann allerdings eine Belichtung, um den Mauserprozess zu verlangsamen. Die Jungen werden immer mit der gleichen Futtermischung versorgt. Hans Fleischmann findet das Vorbereiten der Jungtauben auf die Reise von größter Wichtigkeit, und so trainiert er seine Jungen vor dem offiziellen RV-Programm mindestens zehnmal privat. Danach trainieren sie gemeinsam mit der Einsatzstelle und anschließend auf den Vorflügen und Preisflügen mit der RV. Die Aussortierung nach Abschluss der Flüge erfolgt nicht anhand der errungenen Preise. Dies ist für ihn kein Kriterium, da die Praxis jedes Jahr aufs Neue zeigt, dass oft Jungtauben mit wenigen Preisen als Jährige hervorragendes leisten. Ein wichtiges Auslesekriterium ist die Gesundheit und die Handbewertung. Seine Anmerkung hierzu: Die Taube muss zum Züchter passen. Auf meine Frage zu seiner persönlichen Meinung zum Hobby Brieftauben antwortet er spontan: „Die Züchter sollten nicht immer so viel jammern, sondern die Ursachen hierzu bei sich selbst suchen“. Negativ beeinflusst wird das Hobby auch durch die Entwicklung der Greifvogelbestände. Bereits ab Mitte September bis Anfang März erhalten die Tauben aus diesem Grund keinen Freiflug. Zum Abschluss möchte er die Gelegenheit nutzen, sich bei seiner Frau zu bedanken, die ihm im Bedarfsfall bei der Ausführung seines Hobbys hilft.

3. RegV-Meister

SG Schwarz, RV Schwabach

Schaut man in die Preislisten oder Meisterschaftsauswertungen, erscheint diese Schlaggemeinschaft unter den Namen Schwarz, D., D., K., E. und man kann vermuten, dass es sich hier um ein gemeinsames Familienhobby handelt. In der Tat ist es auch so, denn hinter der Bezeichnung steht Vater Dieter (64), sein Sohn Dominique (37), dessen Frau Kerstin und deren Sohn Eric (7). Wie ich mich vor Ort überzeugen konnte, wird hier der Brieftaubensport wirklich als gemeinsames Hobby betrieben und nicht nur auf dem Papier dargestellt, wie es anderswo oft der Fall ist.

Team und Tauben

Begonnen wurde mit dem Taubensport, als Dieter 1976 im jugendlichen Alter von Züchtern aus der Nachbarschaft Tauben geschenkt bekam. Die Erfolge waren in den ersten Jahren sehr bescheiden. Aufgrund der Bundeswehrzeit musste ab 1980 und anschließend aus beruflichen Gründen für einige Jahre pausiert werden. Nach einem Schlagbericht in der Brieftaube über Peter Grupp entschloss er sich Anfang der 1990er-Jahre Kontakt zu ihm aufzunehmen. Von Peter Grupp wurden dann einige Tauben erworben und mit deren Nachzucht wurde bereits zwei Jahre später zum ersten Mal die RV-Meisterschaft errungen. Besonders hervorzuheben ist ein Weibchen aus der damaligen Zeit von Peter Grupp aus der Linie „Pattrick“ von Vanhee. Über Generationen hat sie hervorragend vererbt und noch heute fließt ihr Blut fast im gesamten Bestand.

Ab dem Jahr 1997 wurde als Schlaggemeinschaft Dieter und Dominique gereist. In den nächsten Jahren hatte man neben mehreren Meisterschaften als besonderes Highlight die Teilnahme an der 31. Olympiade 2009 mit dem Weibchen 05327-06-1201, das zum Standardweibchen der Olympiade gekürt wurde und Miterringer der Goldmedaille für Deutschland in der Nationenwertung war. Für die 35. Olympiade 2017 in Brüssel konnte sich das Weibchen 05327-12-93 qualifizieren. Sie war mit dem 5. Platz in der Gesamtwertung das bestplatzierte Weibchen von Deutschland und Miterringer der Silbermedaille für Deutschland in der Nationenwertung. Erwähnt werden muss, dass Dominique als ehrgeiziger Züchter 2009 die Ausbildung zum Preisrichter erfolgreich abgeschlossen hat und zwischenzeitlich bereits dreimal auf der DBA richten durfte.

2012 lernte Dominique seine jetzige Frau Kerstin kennen. Das war für ihn wie ein Lottogewinn, denn von Anfang an begeisterte sie sich für die Tauben. Selbst in der Schwangerschaft scheute sie sich nicht, ihren vertrauten Umgang mit den Tauben beizubehalten. Wahrscheinlich hat der heute siebenjährige Eric bereits im Mutterleib das Taubenvirus bekommen. Von seiner Liebe und dem Verhältnis zu den Tauben konnte ich mich bei meinem Besuch überzeugen. Er kennt alle Tauben namentlich und nimmt diese fachmännisch in die Hand.

Reise

Die Schlaganlage der Zuchttauben sieht einen Bestand von ca. 20 Paaren vor. Diese setzen sich überwiegend aus bewährter Nachzucht der alten Grupp-Tauben sowie eigener erfolgreicher Reisetauben zusammen. Erfolgreich ergänzt wurde der Bestand mit Tauben von Norbert Weber aus Netphen bei Siegen sowie Herbert Jarosch und Hans Fleischmann aus der Region. Eine Winterzucht wird nicht gemacht, da die Zuchttauben gleichzeitig mit den Reisetauben Mitte Februar verpaart werden. Die Eier vom ersten Gelege der Zuchttauben werden zu den Witwern umgelegt.

Der Bestand der Reisemannschaft setzt sich aus 35 Paaren zusammen, die auf Totale Witwerschaft gespielt werden. Grundsätzlich ziehen die Reisetauben ein Gelege auf. Wenn die Jungen etwa 15 Tage im Nest liegen, werden die Paare getrennt. Ein Junges bleibt beim Vogel und das zweite geht mit den Weibchen in deren Schlag.

Nachdem die Tauben seit Ende September festgesessen haben, erhalten sie ab Mitte März wieder ihren Freiflug, der morgens und abends für jeweils 45 Minuten stattfindet. Vor den RV-Vortouren werden die Tauben fünfmal privat auf einer Entfernung von 5 bis 35 km trainiert.

Während der Reisesaison werden die Partner vor dem Einsetzen grundsätzlich gezeigt. Alle Tauben, auch die Jährigen, werden bis zum Endflug durchgesetzt.

Saison 2023

Die Reisesaison 2023 verlief für die SG Schwarz insgesamt sehr gut. Zehnmal wurde der 1. Preis geflogen, davon zweimal in der Fluggemeinschaft mit drei RVen. Auf Basis der RV und FG wurden alle Meisterschaften errungen. Zu diesen Leistungen beigetragen hat maßgeblich das Weibchen 05327-21-390, das von 12 Einsätzen 12 Preise mit 1.044,39 Punkten flog. Sie platzierte sich als 23. As-Weibchen auf Verbandsebene, als zweitbestes Weibchen von Bayern, As-Weibchen und bestgereistes Weibchen im Regionalverband und natürlich auf FG- und RV Basis. Ihr Bruder wird 2023 bester Vogel der RV und Halbgeschwister werden 1. As-Vogel der Fluggemeinschaft, bester Jähriger Vogel und bestes jähriges Weibchen. Beide Eltern waren ebenfalls gute Reisetauben. Vater 05327-18-924 wurde achtbester Jähriger im Regionalverband, Mutter 05327-16-90 wurde 2019 RV bestes Weibchen mit 12/12 Preisen. Sie ist eine Nichte der Olympiatäubin „93“. Eine vererbungsstarke Familie, denn auch im Regionalverband 750 „Mainfranken-Rhön“ stammt der 1. As Vogel 2023 (36. auf Verbandsebene) aus einem Onkel vom As-Weibchen „390“.

Autor: Guido Dienstbach