Zur Berichterstattung 2022 für den Regionalverband 405 „Bergisches Land“ wurden in diesem Jahr besondere Brieftaubenliebhaber ausgewählt und besucht. Konkretes dazu aber später mehr.

Die geografischen Gegebenheiten des Reg.-Verb. 405, dass es sich beispielsweise um ein sehr bergiges, waldreiches und demzufolge klimatisch naßkaltes Gebiet handelt, wurde schon einige Male ausgeführt, sodass in diesem Bericht auf diesbezügliche weitere Beschreibungen verzichtet wird. Der Berichterstatter stellt nachfolgend zur Abwechselung einmal die Altersstruktur der aktiv reisenden Mitglieder des RegV 405 vor:

 

In 2022 nahmen im RegV 405 neun Reisevereinigungen in zwei Regionalverbandsgruppen am Reisegeschehen teil. Insgesamt meldete der RegV. 392 Mitglieder, wovon 355 (auf 220 gemeldeten Schlägen) aktiv an den Distanzflügen teilnahmen. Auch hier ist ein erheblicher Rückgang im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren (2018 = 491, 2019 = 487, 2020 = 443, 2021 = 404) spürbar. In 2023 reduzierte sich die Anzahl der „aktiv tätigen“ Brieftaubenliebhaber nochmals von 355 auf 320 Mitglieder und um eine RV. Somit ist auch im RegV 405 ein rapider Mitgliederrückgang festzustellen; innerhalb von nur 6 Jahren 171! Der Altersdurchschnitt der aktiven Mitglieder im RegV 405 lag in 2023 bei 64,51 Jahre, wovon 56 Mitglieder unter 50 Jahre (also Jahrgang 1973 + jünger) jung waren und 95 Mitglieder über 75 Jahre (also Jahrgang 1947 + älter) alt waren. An diesen unterschiedlichen Proportionen lässt sich bereits leicht erkennen, welche Herausforderungen schon in Kürze auf den RegV 405 zukommen werden. Der Altersdurchschnitt in den jeweiligen Reisevereinigungen sieht aus wie folgt:

RV Gummersbach = 64,51 Jahre, Sauerländische RV Lüdenscheid = 60,75 Jahre, Volmetal = 61,10 Jahre, Neue Bergische RV = 68,63 Jahre, RV Wuppertal = 60,40 Jahre, RV Enne-petal = 66,54 Jahre, RV Lennetal – Letmathe = 62,65 Jahre und RV Velbert und Umgebung = 66,39 Jahre. Diese 66,39 Jahre sagen im Grunde aber auch nicht allzu viel über die eigentliche Altersstruktur in der RV aus, denn, wenn wie hier z. B., der jüngste Preisflugteilnehmer in 2023 20 Jahre jung geworden ist und der älteste aktive (!) Züchter im Oktober 2024 seinen 90. Geburtstag bei hoffentlich immer noch bester Gesundheit feiert. Dieses Zahlenmaterial müsste eigentlich jeden Einzelnen nachdenklicher stimmen. Unter Berücksichtigung dieser Zahlenaufzählung wird mit dem heutigen Schlagbericht eine (sehr erfreuliche) Rarität im Brieftaubensport vorgestellt: Der junge Züchter und Brieftaubenliebhaber Max Schulte wurde im Januar 2002 geboren und ist somit erst 22 Jahre alt. Bis 31.12.2023 gehörte er der RV Volmetal an. In seinem vergleichsweisen kurzen Leben mit Brieftauben (Mitglied seit 2015) hat er jedoch schon einige Höhen und Tiefen erlebt:

 

Der Züchter

Max Schulte lebt mit seiner Mutter in der Stadt Kierspe, nordwestlich von Meinerzhagen, in einer Einfamilienhaussiedlung am Rande eines Wäldchens bzw. in Hanglage. Seit September 2023 befindet er sich in der beruflichen Ausbildung zum Landschaftsbauer im ca. 25 km entfernten Lüdenscheid. Max Schulte verlässt morgens um 6:00 Uhr das Haus, da der Arbeitsbeginn um 7:00 Uhr ist. Er kehrt abends um 18:00 Uhr zurück, weil ca. 16:30 Uhr der Feierabend eingeläutet wird. Wegen der fehlenden Autobahnbrücke in Lüdenscheid hat der zusätzliche Zeitaufwand erhebliche Auswirkungen. Diese detaillierten Schilderungen aus dem privaten Umfeld sollen den Lesern erst einmal verdeutlichen, mit welchen Schwierigkeiten bis auf Weiteres umgegangen werden muss. Bis zum Beginn seiner Ausbil­dung leistete unser junger Brieftaubenzüchter ein Jahr lang den Bundesfreiwilligendienst ab. Davor hatte Max Schulte wesentlich mehr Zeit, sich um seine Tauben zu kümmern, was sich auch in den Resultaten der Reisesaison 2022 (in Klammer die Ergebnisse von 2023) in der RV Volmetal widerspiegelt :

Platzierung 2022

Platzierung 2023

Meisterschaft

Preise/Taube(n)

3.

8.

Deutscher Verbandsmeister im RegV

21 Preise

5.

8.

RV-Verbandsmeister

29 Preise

1.

1.

Verbandsjugendmeister in der Kat. 4

21 Preise

11

 

Reg.-Verb.-Meister, Gr. 2 mit den Weibchen

04323-20-664 W, 04323-20-548 W, und 06559-20-570 W

4.

 

bestes AS-Weibchen im Reg.-Verb.

04323-20-664W

1.

 

bestes Weibchen im Reg.-Verb. Gruppe 2 04323-20-664 W mit 8 von 8

 

1.

 

AS-Taube im Monat Juni 2022

04323-20-664 W mit 4 Preisen

1.

 

AS-Taube im Monat Juli 2022

04323-20-664 W mit 4 Preisen

7.

9.

RV Generalmeister

45 Preise

7.

9.

RV-Meister

50 Preise

2.

3.

RV Jungtiermeister

33 Preise

4.

8.

RV Pokalmeister – vorbenannte Tauben

33 Preise

8.

9.

RV Jährigenmeister

19 Preise

10.

9.

RV-Männchenmeister

14 Preise

5.

9.

RV Weibchenmeisterschaft

33 Preise

6.

 

Fluggemeinschafts-Meister

33 Preise

1.

 

bestes Weibchen in der Fluggemeinschaft

04323-20-664 W mit 13 Preisen von 13 bei 1.013,64 As-Pkt

Wie hoch diese Erfolge zu bewerten sind, erkennt man u. a. daran, dass Max Schulte in der RV Volmetal spielt, das heißt gegen Namen wie Homberg, Funke, Kersting, Klein, Wicker und Paul anzutreten.

 

Die Anfänge

Max Schulte kam zum Brieftaubensport über seinen Vater, der wiederum in seinen jungen Jahren in Neuenrade das Hobby ausgeübt hatte. Neuenrader Züchter spielen heute in der Sauerländischen RV Lüdenscheid. Der Vater wendete sich jedoch im Laufe der Jahre von den Brieftauben ab und hielt lange Zeit Rassetauben, wie z. B. Mövchen. Heute reist in Neu­enrade noch der Cousin Dominic Pump. Neben den Rassetauben wurden auf dem elterlichen Grundstück noch anderes Geflügel, wie Hühner, Enten und Gänse gehalten. Damit nicht genug: Der Vater von Max Schulte hielt noch zwei Graupapageien (Theo und Lore), die inzwischen schon um 30 Jahre alt sind, Kaninchen und Fische in einem angrenzenden Teich und drei griechische Landschildkröten. Also allerhand Kleintierhaltung auf einem „überschaubaren“ Privatgrundstück. 

Wie eingangs ausgeführt, ist Max Schulte seit 2015 Mitglied, er also mit etwas über 13 Jahren Verbandsmitglied. Angesteckt mit dem Taubenbazillus wurde er aber vom Vater, obwohl dieser die Rassetauben favorisierte. Max reiste in den Jahren 2015 (ab der Herbstreise), 2016 und 2017 mit seinem Vater in der Schlaggemeinschaft Schulte-Pump. Leider verstarb der Vater von Max sehr früh und unvorhersehbar im März 2017, sodass der damals 15-jährige Max brieftaubentechnisch das eine oder andere Mal auf sich allein gestellt war. Die Mutter konnte als selbstständige Unternehmerin und alleinige Familienernährerin (es galt neben Max noch eine Schwester mit großzuziehen) in der Versorgung der Tauben kaum einspringen. Gleichwohl ging aber noch im selben Reisejahr 2017 die Erfolgskurve nach oben. Ab 2018 spielte er dann unter dem Namen Max Schulte allein. „Aufgefangen“ nach dem Tod seines Vaters wurde Max Schulte auch von den RV-Kollegen Gerhard Homberg, Stefan Wicker, Stefan Funke und insbesondere Thomas Kersting. Max Schulte bat darum, dies besonders zu erwähnen und gleichzeitig an dieser öffentlichen Stelle seinen Dank aussprechen zu dürfen. Die Attendorner Kollegen der RV Volmetal wohnten von Kierspe immerhin ca. 30 km entfernt; da kann nicht „mal eben“ unterstützt werden. Als weiteren Mentor führte Max Schulte den bayerischen Züchter Tobias Sonnleitner und den ehemaligen Kumpel seines Vaters, Josef Paul aus Altena, an. Auch ihnen möchte Max auf diesem Wege Danke für die Hilfen sagen, die heute nicht mehr so selbstverständlich sind.

 

Da die anderen Tiere zu diesem Zeitpunkt noch alle versorgt werden mussten, trennte man sich peu à peu von den Gänsen und Enten und später auch von den Hühnern. Für Max stand ganz klar fest, ohne Wenn und Aber unbedingt bei der Brieftaubenhaltung bleiben zu wollen. Heute leben neben dem Brieftaubenbestand in einer gesonderten Voliere nur noch die beiden Graupapageien Theo und Lore, die fleißig das Flöten für das Hereinrufen der Brieftauben imitieren. Die griechischen Landschildkröten werden am Haus unabhängig von der Taubenhaltung betreut.

Seine Begeisterung für die Brieftauben wurde bei Max Schulte auch dann nicht geschmälert, als ihm ein Dachs kurze Zeit später mehrere Tauben in einer Voliere so stark verletzte, dass sie schließlich von ihren Leiden erlöst werden mussten. Durch „geschicktes Hantieren“ riss dieser Dachs mehreren Reiseweibchen bei lebendigem Leibe durch die Bodengitter die Beine aus. Das war selbstverständlich ein großer Schock; aber auch davon ließ sich Max Schulte nicht entmutigen.

 

Ein weiterer heftiger Tiefschlag musste im Februar 2021 verkraftet werden: Bekanntermaßen wüten auch im Sauerland in Fichtenbeständen die Borkenkäfer. So kam es, dass das Fich­tenwäldchen am Hang hinter seinen Schlägen weggerodet wurde. Nun standen auf der Grundstückgrenze nur noch große alte Buchen. Der Orkansturm Zeynep entwurzelte diese Buchen in der Nacht vom 18. auf den 19. Februar 2021, sodass sie von südwestlicher Richtung auf einige Schläge stürzten. Wie sich sicherlich jeder vorstellen kann, wurden die getroffenen Schläge von der Wucht (u. a. der Zucht- und Jungtierschlag) völlig zertrümmert. Dramatische Szenen müssen sich am späten Abend und in der Nacht abgespielt haben, denn Max Schulte riskierte zur Rettung seiner Tauben sehr viel, wobei ihn nur seine Mutter von Schlimmerem abhalten konnte. Einige Fotos dokumentieren diesen harten Schlag. Bei diesem Orkan sind auch ca. 20 Zuchttauben erschlagen worden. Aber in dieser Ausnahmesituation wusste Thomas Kersting Rat und wandte sich anschließend an den Prof. Dr. Kohaus-Förderverein e.V., der spontan eine großzügige finanzielle Unterstützung anbot. Max Schulte möchte sich bei dieser Gelegenheit noch einmal bei Thomas Kersting und dem Förderverein bedanken; aber auch bei Jan-Philipp Blarr, der ihn bei dem Aufbau neuer Schläge tatkräftig zur Seite stand. Mitte bis Ende Februar 2021 drängte die Zeit, denn die Vorbereitungen zur Zucht und zur späteren Reise liefen bereits. Ohne die zuvor erwähnten Hilfen wäre Max Schulte vermutlich nicht so schnell wieder auf die Beine gekommen. Die Schilderungen über dieses Naturereignis und seine verheerenden Folgen erweckten beim Berichterstatter nicht den Eindruck, dass damit Max aus der Bahn geworfen wurde. Das Gegenteil ist der Fall, er schaut zuversichtlich in die Zukunft. Tipps zur Versorgung seiner Tauben bekommt Max u. a. auch von Gerhard Homberg, die er ebenfalls gern annimmt und die ja auch zu den erreichten Leistungen führten.

Es grenzt an einem Wunder dass da nicht noch mehr zerstort wurde. 20 Zuchttauben fielen diesen Baummassen jedoch zum Opfer

Obwohl der Schlag noch nicht ganz fertig war durften bzw  musssten die ersten dort bereits einziehen

 

Die Tauben und ihre Leistungen

Sowohl vor als auch nach den üblen Ereignissen war Max Schulte sehr gut aufgestellt (im­mer unter Berücksichtigung der im unmittelbaren Umfeld vorhandener Konkurrenz). In 2019 wurde er mit 42 Preisen 10. RV-Meister und konnte sich in 2020 nochmals steigern: Er wurde mit 48 Preisen 8. RV-Meister, weil u.a. drei Weibchen zweistellig flogen. Trotz der schlimmen Auswirkungen des Orkansturms im Februar 2021 wurde unser junger Sportfreund in 2021 4. RV-Meister mit 50 Preisen. Hierzu verhalfen ihm u.a. 4 Weibchen, die zweistellig flogen. Im Berichtsjahr 2022 wurde Max mit 50 Preisen 7. RV-Meister, wobei hieran besonders die fahle Täubin 04323-20-664 W mit voller Preiszahl (13 von 13) maßgeblichen Anteil hatte. Weiteren Anteil an den jeweiligen Meisterschaften 2022 hatten im Übrigen noch die folgenden Tauben:

 

04323-20-548 W        06559-20-570 W        02913-20-21 W

 

Die 04323-20-664 W hat bereits als Jährige ihr Können unter Beweis gestellt. Da flog sie 7 Preise bei 11 Einsätzen. Die absolute Steigerung fand als Zweijährige statt. Nicht nur, dass sie mit voller Preiszahl beste Täubin in der RV Volmetal wurde (was schon schwer genug sein dürfte), sondern fand sich auch in der Fluggemeinschaft mit der RV Gummersbach als bestes Altweibchen mit 13 Preisen von 13 Touren bei 1.013,64 As-Punkten wieder. Dass sie dann noch in der Gruppe 2 im RegV mit 8 von 8 nicht nur bestes Weibchen, sondern beste Taube im Frühjahr wurde, setzte dem Ganzen die Krone auf. Die 664 W stammte vom Schlag Josef Paul, Altena, der selber nicht aktiv an der Reise teilnimmt. Er beschickt wohl das eine oder andere One Loft Race. Nach der Reisesaison 2022 ist die 664 W dorthin zur Zucht wieder zurückgegangen. Die Vorfahren der 664 W stammen von Wolfgang Roeper und Kittel (BE).

04323 20 664W

 

Die 04273-20-548 W errang als Jährige 7 Preise. Als Zweijährige sammelte sie in 2022 10 Preise mit 724,68 As-Punkte. Sie ist eine Zufliegerin aus Hessen und soll sich auch in 2024 noch einmal beweisen.

 

Der 06559-20-570 W gelangen in 2022 9 Preise bei einer As-Punktzahl von 569,72. Leider war sie in 2023 nicht ganz so erfolgreich, sodass sie für 2024 aus dem Rennen genommen wurde. Deren Eltern sitzen bei Max Schulte in der Zucht. Der Vater stammt von Rolf Helsberg, der wiederum mit der Roeper-Linie arbeitet. Die Mutter kommt, ebenfalls wie die 664 W von Josef Paul, Altena, und entstammt aus der Roeper-(Jeff)-Linie 749.

 

Die 02913-20-21 W gehörte in 2021 auch zu der erfolgreichen Jährigen-Truppe und errang in 2022 mit 10 Preisen 677,86 As-Punkte. Damit war sie Bestandteil aller Meisterschaften. Leider konnte sie ihr weiteres Können nicht unter Beweis stellen, da sie nach dem ersten Preisflug in Frühjahr 2023 vom Habicht geschlagen wurde. Auch ihre Vorfahren stammen von Wolfgang Roeper.

 

Zu guter Letzt kann die 00358-17-123 W nicht unerwähnt bleiben. Sie schaffte in 2020 bei 12 Einsätzen 10 Preise und steigerte sich in 2021 sogar auf 11 Preise bei 12 Einsätzen. Von ihr wird inzwischen gezogen. Sie ist ein blauscheck Leysen-Weibchen. 

 

Die Taubenschläge und das Training

Nach dem Orkansturm im Februar 2021 sind die Taubenschläge nun am Hang nacheinander aufgereiht aufgestellt worden und zeigen alle in westliche Richtung. Am höchsten Punkt befindet sich der Reiseschlag. Mittig wurde der Zuchtschlag aufgestellt und am unteren Teilstück, nähe einer Garten- und Gerätelaube, steht inzwischen der Jungtierschlag. Der Jungtierschlag ist in einer offenen - sehr zweckmäßigen - Bauweise errichtet worden. Auf dem Boden befinden sich Gitterroste, sodass die frische Luft sowohl von unten als auch von vorn einströmen kann. Problemlos entweicht sie nach oben. Auch wenn die Schläge alle in westliche Richtung zeigen, bildet sich durch die Frischluftzufuhr (allerdings keine Zugluft!) kaum Feuchtigkeit; erst recht kein Körnchen Staub. Sollte mal Regen oder Schnee von vorne eindringen, kann sich dieser auf dem Schlagboden nicht ausbreiten. Der Reise- und Zucht­schlag sind jeweils (auch zum Westen hin) geschlossene Taubenschläge. Sowohl an dem Reiseschlag als auch an dem Zuchtschlag sind jeweils Volieren angebracht. Die Reiseweib­chen halten sich übrigens ganztägig, also auch nachts, in einer der Volieren auf. Dass ihnen das „Volierenleben“ schadet, kann wohl keiner behaupten, denn die Weibchen von Max Schulte sind zweifelsohne die Meisterbringerinnen. Da die Aufenthaltsvolieren teilweise auch auf der Schlagrückwand angebracht sind, bekommen die Tauben, die sich gerade darin aufhalten, die morgendliche Sonne mit. Der Süden ist der nunmehr abgeholzte Hang. Leider erfolgen von dort trotz der Abholzung immer noch die meisten Angriffe durch vorhandene Greifvögel. Allerdings vertritt Max Schulte die Ansicht, dass die Tauben den Umgang mit dem Greifer erlernen müssen. Man kann seine Tauben nicht ständig gegen diese Greifvogelpopulation schützen. Über die Wintermonate werden die Tauben jedoch auch festgesetzt. 

 

Während der Reisesaison 2022 und zeitweise auch 2023 wurden die Tauben von Max, Vögel und Weibchen jeweils getrennt, morgens und abends zwischen einer halben bis ganzen Stunde trainiert. Danach hat er sich intensiv - besonders mit den Weibchen - „befasst“, d. h. gespielt, geärgert usw. Hierfür nahm er sich dann noch Zeit, wenn es abends später gewor­den ist. Anschließend erhielten die Jungtauben Freiflug. Wie Max Schulte diesen Zeitplan künftig mit seinen beruflichen Gegebenheiten unter einen Hut bringen wird, wird sich zeigen, zumal sein Berufsschulunterricht im über 50 km-entfernten Iserlohn abgehalten wird. Bei diesem schmalen Zeitkorridor ist auch die Überlegung noch nicht abgeschlossen, wie ein vernünftiger Einsatz künftig erfolgen kann. Zugute kam ihm schon in den erfolgreichen Jahren 2021 und 2022, dass er vor dem Einsatz die Täubinnen nicht gezeigt hat. Zur Belohnung wurden sie am Rückkehrtag jedoch erst abends getrennt.

 

Bislang war Max Schulte der „Tipes-Obmann“ in der RV. Über die Ausübung dieser ehren­amtlichen Tätigkeit muss er sich künftig keinen Kopf machen, denn wie einige andere Mit­glieder der RV Volmetal wechselte auch er zum 01.01.2024 zur benachbarten RV Gummersbach. Da „spart“ er schon einmal die Hälfte seines bisherigen Anfahrtsweges ein. Ob es unterm Strich insgesamt etwas bringt, wird die Zeit zeigen. Zu wünschen ist es diesem jungen Brieftaubenzüchter auf jeden Fall, denn sein Elan und Ehrgeiz ist sehr ausgeprägt. Bislang fand Max Schulte auch noch immer ein wenig Zeit, um seine Jungtiere so früh wie möglich einzutrainieren. Dazu fuhr er dann bis Meinerzhagen, Drolshagen (ca. 25 km Entfer­nung), Olpe und Dillenburg (gut 75 km Luftlinie entfernt); aber auch hier wird sich zeigen, wie er dies zeitlich unter einen Hut bekommt. Bis dato wurden die Jungtauben in der Anlernphase nicht verdunkelt, was künftig unter Berücksichtigung der Arbeitszeiten noch einmal schwieriger werden würde. Max Schulte beschränkte sich bei seinen heranwachsenden Jungen darauf, ab Mitte Juni mit der sogenannten Lichtmethode zu arbeiten. Ganz so einfach funktioniert dies noch nicht, denn Strom und Wasser sind nicht bis zu den Schlägen verlegt. Improvisation ist hier gefragt. Die überjährigen Reisetauben werden zur Vorbereitung auf die bevorstehende Flugsaison nicht gesondert eintrainiert; sie nehmen im Frühjahr gleich am normalen Vorflugprogramm teil. 

 

Reisevorbereitungen und Versorgung

Zur Vorbereitung des Anpaarens und der Alttierreise werden Impfungen durchgeführt. Ab 2023 wurde bei den Jungtieren erstmals der Dreifach-Impfstoff eingeführt. Unabhängig von der seit einiger Zeit bestehenden Impfpflicht, hat Max bei seinen Jungen seit 2019 noch keinen Ausbruch von Jungtaubenkrankheit festgestellt. Glück? Oder wegen der nicht alltäglichen Bodenverhältnisse im Jungtierschlag eine wesentliche geringere Ansteckungsgefahr?

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass er seit geraumer Zeit ein Zusatzprodukt von der Firma Teekontor als Beiprodukt verabreicht. Da ein Großteil des Immunsystems im Darm be­heimatet ist, fördert ein gesunder Darm ein gesundes Immunsystem. Um die Darmgesundheit und damit auch die körpereigenen Abwehrkräfte effektiv zu unterstützen, eignen sich Probiotika, Präbiotika und/oder Heilkräuter. Das Entero-VET Galli enthält rein natürliche Öle, die den Körper der Taube bei der Regeneration unterstützen, das Immunsystem stärken und so den nötigen Aufbau der Darmschleimhaut fördert. Durch die ätherischen Stoffe in diesem Beiprodukt wird der Kokzidiendruck sukzessive so gesenkt bis mehr oder weniger keine Kokzidien (mehr) vorhanden sind. Gleichzeitig soll die Darmflora immens gefördert werden. Dadurch regeneriert sie sich schneller als Kokzidien sich vermehren können. Firmenangaben zufolge soll mit der Gabe dieses Beiprodukts nicht nur die Kokzidieninfektion schneller verschwunden sein, sondern verhilft der Taube wieder zu einem intakten Magen- und Darmtrakt. Dass eine gesunde Magen- und Darmflora zu einem besseren Allgemeinbefinden bei der Taube, insbesondere der „beanspruchten“ Reisetaube, beiträgt, davon ist auch Max Schulte überzeugt.

 

Des weiteren reicht Max Schulte (hier insbesondere seinen Reisetieren) alle drei Wochen BS von Belgica de Weerd. Es enthält Vitamine, Spurenelemente, Aminosäuren, Dextrose und Bierhefe zur Steigerung der Kondition und zur Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte. Wenn die Reisetauben vom Distanzflug zurückkehren, wird ihnen Tollyamin, ebenfalls zur schnellen Regenerierung, verabreicht. Dieses Beiprodukt wird aber von Zeit zu Zeit den Tau­ben auch im Winter angeboten. Unabhängig davon erhalten die Tauben ständig verschie­denste Mineralien.

Gefüttert wird ganzjährig an alle Tauben das Standardfutter von Paloma. Während der Reise wird allerdings das Reisefutter von Vanrobaeys verfüttert. Nr. 183 PP Relax zum Wochenbeginn und Nr. 184 PP Dynamik (welches speziell für die Reiserichtung Südost angeboten wird) zum Ende der Woche zur endgültigen Stärkung für den Distanzflug. Da Max Schulte davon überzeugt ist, dass die Tauben auch eine gewisse Zuwendung zum Einsetzen benötigen, reicht er ihnen hier und da schon mal Erdnüsschen oder Hanf. Damit werden natürlich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Zum einen wird damit die Zutraulichkeit der Taube stärker und zum anderen werden noch die letzten (fehlenden?) Fettreserven verabreicht.

Zum vorhandenen Taubentyp sei gesagt, dass die mittelgroßen Tauben über eine ausge­prägte Muskulatur verfügen. Sie weisen alle einen auffallend starken Rücken auf. Sowohl die Weibchen wie auch die Vögel liegen ruhig in der Hand und machen dabei einen sehr ausge­glichenen Eindruck. Dem Berichterstatter wurde durch die Inhandnahme deutlich, dass diese hervorragend gebauten Tauben (eine wie die andere) Potential für weitere erfolgreiche Preis­flugteilnahmen aufweisen. Im Ergebnis richtig schicke Tiere, also eine homogene Truppe; was will man da mehr. Max Schulte behält im Übrigen sämtliche Jungtauben eines Jahrgan­ges nach der Herbstreise, um erst einmal feststellen zu können, was sie als Jährige im Stan­de sind, zu leisten.

Wenn Max Schulte spat abends von der Ausbildung nach Hause kommt werden die Tiere auch noch bei Licht versorgt

 

Ausblick

Mit Spannung bleibt abzuwarten, wie sich für Max Schulte die Zukunft in diesem Reisejahr in der RV Gummersbach erweist. Zu wünschen ist es diesem ausgesprochen sympathischen jungen Sportfreund ein erfolgreiches 2024. Der Berichterstatter bedankt sich noch einmal auf diesem Wege für die ihm gewährten Einblicke. Max wünscht sich jedoch sehr, dass wieder ein wenig mehr Freundlichkeit und insbesondere Respekt voreinander in das Züchterleben zurückkehrt. Sein Eindruck ist der, dass sich das Gesamtverhalten in letzter Zeit sehr zu Lasten des Brieftaubensports verschlechtert habe. Neid, Missgunst und immer größer werdender Egoismus bestimmen das Miteinander in den Organisationseinheiten. Diesen Ge­dankengängen und Wünschen eines noch sehr jungen und zuversichtlichen Sportsfreundes, der vermutlich noch längere Zeit mit dem Brieftaubenwesen verbunden sein möchte, ist wohl nichts mehr hinzuzufügen und sollte uns alle anregen, einmal in uns zu gehen. Schaden täte es sicherlich niemandem.

 

1. Verbands-Jungtaubenmeister auf RegV-Ebene 2022 Krystof Bienwald:

Mit Krystof Bienwald, Jahrgang 1975, wird ein Brieftaubenliebhaber der jüngeren Generati­on aus der Stadt Lüdenscheid im nordwestlichen Teil des Sauerlandes im Märkischen Kreis (Nordrhein-Westfalen) vorgestellt. Er wurde im Regionalverband 405 „Bergisches Land“ erster Verbands-Jungtauben-Meister 2022 und erlangte damit die vorläufig einmalige Chance, der Züchterschaft bundesweit vorgestellt zu werden. Sportfreund Bienwald reist in der Sauerländischen RV Lüdenscheid und das seit Beginn seiner noch recht jungen Brieftaubenkarriere in Deutschland im Jahre 2015. Die Sauerländische RV Lüdenscheid zählt zu einer der östlich gelegenen Reisevereinigungen im Regionalverband. Südlich grenzt diese RV an di Reisevereinigungen Gummersbach und Volmetal. Auf der West-/ Nordwestseite befindet sich die Neue Bergische RV während im Osten der Regionalverband 412 und im Nordosten geringe Teile des Regionalverbandes 402 angrenzen. Krystof Bienwalds Taubenschlag befindet sich sowohl in der Stadt Lüdenscheid selbst als auch auf dem Gesamtgebiet der RV im nördlichen Bereich. Lüdenscheid, vor der Gebietsreform der 1970er Jahre einwohnerstärkste Stadt des Sauerlandes, erlangte zuletzt bundesweit durch die vollständige Sperrung der Autobahn A45 / Rahmedetalbrücke einen größeren Bekanntheitsgrad. Ansonsten wird sie wegen der örtlichen Lampen- und Leuchtenindustrie auch „Stadt des Lichts“ genannt.

Krystof Bienwald Reg.Verb.Jungtiermeister 2022 im Reg.Verb. 405 Bergisches Land

 

Nun zu Krystof Bienwald und den Leistungen seiner Jungtauben in 2022:

1. Regional-Verbands-Jungtaubenmeister mit 12 Preisen und 1.010,04 As-Punkten
8. Interner Jungtauben-Meister auf RegV-Ebene mit 20 Preisen und 1.672,48 As-Punkten

4. beste Jungtaube im RegV 068-22-216 mit 4 Preisen und 385,42 As-Punkten
    Verbands-Bronzemedaille Jungtaubenreise

1. RV-Jungtiermeister mit 25 Preisen (Einziger mit voller Preiszahl) und 1.878,82 As-Punkten

1. beste Jungtaube             00068-2022-216      5 Preise         463,96 As-Punkte

2. beste Jungtaube             00068-2022-238      5 Preise         394,34 As-Punkte

5. beste Jungtaube             00068-2022-232      5 Preise         371,62 As-Punkte

6. beste Jungtaube             00068-2022-220      5 Preise         344,28 As-Punkte

9. beste Jungtaube             00068-2022-267      5 Preise         304,62 As-Punkte

12.beste Jungtaube            00068-2022-266      5 Preise         253,24 As-Punkte

 

068 22 216 W die u.a. mit einem ersten Konkurs auf dem Flug Schlusselfeld massgeblich zur Reg. Verb. Meisterschaft beigetragen hat. Bestes Jungtier in der Fluggemeinsch. und auf RV Ebene

 Der 068 22 232 wurde funftbeste Jungtaube mit voller Preiszahl in der RV

Der 068 22 238 wurde zweitbeste Jungtaube mit voller Preiszahl in der RV Der 068 22 267 wurde neuntbeste Jungtaube mit voller Preiszahl in der RV

 

Die Anfänge

Krystof Bienwald stammt aus der Nähe von Oppeln in Oberschlesien im Süden Polens. Wie viele andere Arbeitnehmer in diesem polnischen Sektor auch, waren sowohl sein Va­ter als auch sein Großvater Brieftaubenliebhaber. Von ihnen wird er wohl den Brieftauben-“Bazillus“ geerbt haben. Schon sehr früh an Jahren hielt er sich zwischen deren Tauben auf. Bereits ab 1987, also mit ca. 12 Jahren, durfte Krystof Bienwald selbst Tauben halten und gründete mit seinem jüngeren Bruder Damian eine Schlaggemeinschaft. Gereist wurde hier noch nicht sehr erfolgreich; insgesamt überwog aber der Spaß an der Freude bis ca. 1997. Nach seiner Ausbildung und aufgrund von schwierigen Arbeitsbedingungen (u. a. äußerst geringe Verdienstmöglichkeiten im damaligen Polen vor dem EU-Beitritt) nach der Lehre siedelte Krystof Bienwald auf Anraten seines Bruders Damian um. Sein Bruder hatte Polen bereits zu einem früheren Zeitpunkt wegen der wirtschaftlichen Verhältnisse verlassen. Hierzu musste aber zunächst die Freundin und heutige Ehefrau von Krystof „aufgemuntert“ werden. Ihre Begeisterung über den doch einschneidenden Wohnortwechsel hielt sich (zunächst) in Grenzen. Über die Niederlande fand das junge Glück im Jahre 2000 seinen Weg nach Lüdenscheid. Hier fanden die Bienwalds Arbeit und wurden schließlich sesshaft bzw. gründeten eine Familie. Ein Sohn wurde geboren; jedoch hatte Krystof dem heute 18-jährigen nicht den erhofften Taubenvirus vererbt. Der Sohn springt aber dennoch bei Abwesenheiten (Urlaub, Krankheit usw.) bei der Versorgung der Tauben ein. Allerdings springt der Funken nicht über. Ebenso bei Frau Bienwald. Sie schaut zwar samstags bei der Rückkehr der Tauben auch interessiert in den Taubenhimmel, aber …. Der Vater der beiden Brüder Bienwald hält in seiner polnischen Heimat übrigens immer noch die Brieftauben; mehr oder weniger erfolgreich.

Nach dem Hauskauf in 2010 spürte Krystof, dass ihm immer noch etwas fehlte. Vergleichbar mit dem Gefühl einer Art Heimweh begleitete ihn immer wieder der Wunsch nach eigener Brieftaubenhaltung. Insbesondere deshalb, weil er inzwischen sesshaft geworden ist. Von Zeit zu Zeit sah er in der Luft Taubenschwärme kreisen. Und so kam es, dass er sich in der näheren Nachbarschaft bei dem Züchter Kevin Radziej bekannt machte. Es dauerte dann auch nicht mehr lange, bis er Anfang 2015 nach Absprache mit der Ehefrau im Garten einen schönen Gartenschlag errichtete. Seit der Herbstreise 2015 ist Krystof Bienwald aktives Verbandsmitglied im Verein 068 „Germania Lüdenscheid“ und fühlt sich dort sehr gut aufgenommen und immer noch sehr wohl. Überhaupt empfand Krystof auch die Aufnahme in der Reisevereinigung als sehr angenehm und zugewandt. 

Als berufstätiger Lagerist hat Krystof Arbeitszeiten ab 05:00 Uhr morgens in der Frühe. Er kommt um ca. 13:30 Uhr mittags nach Hause. Ab ca. 14:00 Uhr geht es auf den Taubenschlag, weil bis dahin die Tiere nicht versorgt werden können (Krystof steht um ca. halb vier auf). Wenn mal Not am Mann ist und der Sohn bei der Versorgung der Tauben nicht einspringen kann, wird Krystof von seinem Nachbarn Kevin Radziej gern unterstützt. Diese Hilfsbereitschaft bat Krystof ausdrücklich dankend im Artikel zu erwähnen.

Nachdem nun die Schlaganlage errichtet war, begab sich unser Sportfreund auf die Suche nach Tauben. Er fand sie beim Vater seines Schwagers, Konrad Patzek in Recklinghausen. Nach entsprechender Anfrage bekam er schließlich von Konrad Patzek 5 Paare geschenkt, aus denen er Junge (noch rechtzeitig zur Teilnahme an der Jungtierreise 2015) selber züchten konnte. Er startete auf der ersten Preistour im Herbst mit 19 Jungtieren. Ab 2016 ergänzte Krystof seinen Zuchtbestand um Tauben von Sportfreund Heinz Olmer aus der RV Ennepetal. Dieser Taubenstamm, der ursprünglich auf Tauben von Wolfgang Roeper zurückgeht, ist immer noch im Bestand vorhanden. Zu Heinz Olmer hat Krystof ein besonderes Vertrauensverhältnis aufgebaut. Er sieht in Heinz Olmer einen Mentor, weil er von ihm alle Fragen beantwortet bekommt und er ihm viele Hilfen zu teil werden lässt. Hierfür möchte sich Krystof einmal von dieser Stelle aus bedanken. Weitere Unterstützung, neben der dieser beiden Taubenkollegen, hat Krystof von den Sportfreunden Fröhlingsdorf, der ihm Eier überließ, und von Gerhard Homberg, von dem er Junge erhalten hat. Auch von ihnen hat er den einen oder anderen Tipp eingeholt.

Vollstandige Schlagansicht hinten gut sichtbar der Baumbestand der zur Nachbarschaft abgrenzt

 

Die Spezialisierung auf das Jungtaubenspiel

Krystof Bienwald nimmt in der Regel ganzjährig an der Reise teil. Jedoch sind ihm aber auch die familiären Interessen sehr wichtig. Er fährt mit seiner Familie gern in die „alte“ Heimat zu Familienbesuchen. Aus diesem Grund legt er seinen Schwerpunkt bzw. Ehrgeiz nicht so sehr auf die Alttierreise im Frühjahr, sondern mehr auf die Jungtierreise in der Herbstsaison. Weil deshalb die Alttierreise im Frühjahr durchaus mal vorzeitig abgebrochen wird, sind vordere Platzierungen eher unwahrscheinlich.

In dem Berichtsjahr 2022 spürte Krystof Bienwald jedoch, dass seine Jungtauben vor Gesundheit nur so strotzten. Sie befanden sich in der gesamten Vorbereitungsphase in sichtbarer Topform. 2022 war auch das Jahr, in dem unser Sportfreund seine Jungtauben erstmals mit dem Kombiimpfstoff (gegen Paramyxovirose und den Rota-Virus) impfen ließ. Selbstverständlich zweifach. Mit der erfreulichen Folge, dass ab dieser Zeit die Jungtaubenkrankheit nicht mehr auftrat. Bis zur Reisesaison 2021/2022 ließ Krystof seine Tauben „nur“ gegen Paramyxovirose impfen; regelmäßig traten bis dahin Symptome der Jungtierkrankheit auf. An gesundheitlichen Maßnahmen werden neben dem alljährlichen Impfen Kotproben bei der Taubenklinik des Verbandes eingesandt. Sollte bei diesen Proben etwas festgestellt werden (was bislang nur unwesentlich vorgekommen ist!), würden die Tauben entsprechend von der Taubenklinik behandelt.

In der Sonne machen es sich die Jungen uberall im Garten gemutlich

 

Versorgung und Training

Wie zuvor bereits erwähnt, zwingt die Arbeitszeit von Krystof Bienwald zu einem für Brieftaubenliebhaber etwas ungewöhnlichen Tagesablauf. Während der Alttier-Reisesaison wird den Reisevögeln ab 14:00 Uhr einmalig am Tag Freiflug gewährt. Nach deren 45-minütigen Training werden die Reiseweibchen zum Trainingsflug herausgelassen. Auch diese fliegen gut 45 Minuten ihre Runden ums Haus. Anschließend wird den Jungen Freiflug ermöglicht. Sie halten sich dann ca. 2 Stunden außerhalb des Schlags auf. In der Eingewöhnungsphase nach dem Absetzen dürfen sie sich allerdings auch noch länger im Freien aufhalten. Gefüttert werden die Tauben sowohl im Sommer- wie auch im Winterhalbjahr jeweils nur einmal täglich.

Krystof Bienwald füttert ganzjährig Futter der Firma Mifuma. Die Fütterung und Versorgung der alten wie auch der jungen Tauben erfolgt gleichermaßen. Für die schnelle Regeneration seiner Brieftauben nach den Wettflügen aber auch alle anderen im Bestand füttert er Mifuma Fitness. Mifuma Fitness ist ein Ganzjahresfutter und hält die Tauben in Top-Form. Es sorgt im Winter für die bestmögliche Versorgung und ist optimal auf die Bedürfnisse der Tauben in der Ruhephase abgestimmt. Top Mais und die Vollkraft Perle versorgen die Tauben mit Energie und allen wichtigen Nähr- und Wirkstoffen. Darüber hinaus wird Mifuma Fitness auch hervorragend für die Zucht, zum Training im Frühjahr oder das Jungtauben-Training angeboten. Es setzt sich zusammen aus Gerste, Paddyreis, Milokorn, Mais, Hafer, Vollkraftperle, Weizen, Dari, Kardisaat, Top Mais, gestreifte Sonnenblumenkerne, Rapssaat, Popcornmais, Hanfsaat und Leinsaat. Den Reisetauben und den Jungtauben während der Herbstreise wird allerdings 2Tage nach der Rückkehr Mifuma Power gefüttert. Dies ist eine Extra-Portion Protein (mit den roten und gelben Power-Erbsen in Kombination mit getoasteten Sojabohnen).

Es ist die Top-Mischung für die Proteinversorgung seiner Brieftauben. Die darin außerdem enthaltenen Linsen fördern durch ihren hohen Eisengehalt die Blutbildung und somit den Sauerstofftransport im Blut. Denn der optimale Proteinwert soll sich laut Firmenangaben auf den Immunstatus auswirken. In der Zucht und Mauser gewährleistet dieses Futter eine insgesamt sehr hohe, aber leicht verdauliche Eiweißversorgung. Optimal ist diese Mifuma-Mischung auch für Jungtauben in der ersten Phase nach dem Absetzen bis hin zu den Trainings- und Vorflügen. Dieses Power-Futter setzt sich zusammen aus Power-Erbsen (s. o.), Top Mais, Popcornmais, französischer Cribsmais, Rotes Sorghum, Dari, Kardisaat, ge­toastete Sojabohnen, Paddyreis, Hanfsaat, Linsen, Haferkerne, Weizen, Braugerste, ge­streifte Sonnenblumenkerne, Rohreis und Wicken.

Zur Unterstützung der Mifuma-Fütterung werden Zusatzprodukte der Firma Röhnfried ge­reicht. Am Mittwoch z. B. Blitz. Während der beiden Reisephasen (sowohl Alttier- wie auch Jungtierreise) wird nach der Devise „Vorbeugen ist besser als Heilen“ UsneGano und Avi­dress über das Trinkwasser gegeben. Damit wird der ph-Wert des Wassers herabgesetzt und somit der Infektionsdruck gesenkt. Die Reiseleistungen während der Herbstreise 2022 gaben Krystof Bienwald bei der Wahl dieser Methode Recht (gut 52,00 % Gesamtleistung, wobei die beiden letzten und somit weitesten Reg.-Verb.-Flüge mit 59,6 % bzw. 66% zu Buche schlugen). 

 

Nach der Rückkehr von der Reise bekommen die Tauben Bt-Amin forte. Dieses Zusatz­produkt enthält hochdosierte kurzkettige Aminosäuren, Elektrolyte und B-Vitamine in be­sonders abgestimmter Zusammensetzung. Die essentiellen Aminosäuren sind leicht zu verdauen, was unmittelbar nach dem Distanzflug zur schnellen Regeneration nötig ist. Die B-Vitamine sind für die Blutbildung und Nervenstärkung während der Reisesaison uner­lässlich. In unregelmäßigen Abständen wird ergänzend dem Trinkwasser noch Gervit-W hinzugefügt. Krystof Bienwald legt aber ganz besonderen großen Wert darauf, dass täglich frischer Grit, jedoch in kleinen Mengen, und täglich frisches Wasser gereicht wird. Im Win­ter gibt unser Sportfreund seinen Tauben noch einen klein geriebenen Mix aus Knoblauch, rote Beete, Zwiebeln, Honig und Obstessig übers Futter. Damit wird auch im Winter das Allgemeinbefinden und die Abwehrkräfte der Tauben gestärkt.

 

Weil alle Tauben nach Beendigung der Herbstsaison zum Schutz vor den Greifvogelatta­cken (Habichte und Wanderfalken sind hier trotz Stadtnähe besonders stark vertreten) festgesetzt werden, müssen sie im Frühjahr gut auf die Flugsaison vorbereitet werden. Mit dem entsprechenden Freiflug wird ab Ende Februar / Anfang März begonnen. Den letzten Schliff erhalten die Reisetauben (30 bis 35 Witwer) dann aber, wenn Krystof sie drei bis vier Mal vor der eigentlichen Vortour der Reisevereinigung selber trainiert. Zur Vorberei­tung der Jungtierreise werden die Jungen jedoch fünf bis sechs Mal in Richtung Drolsha­gen (gut 25 km Luftlinie) gefahren. Diese Methode stärkt das Selbstvertrauen der Jungen. Zur Vorbereitung bzw. zum erfolgreichen Einstieg in die Jungtierreisesaison gehört für Kry­stof aber auch das tägliche Belichten ab dem Sommeranfang im Juni. Mit der künstlichen Verlängerung des Tages will man dem natürlichen Mauserverlauf so lange wie möglich entgegentreten, zumal ein Verdunkeln in der Zeit vor dem 21. Juni berufsbedingt nicht möglich ist.

Krystof Bienwald hält sich zur Zeit 16 Zuchtpaare, die Anfang Januar angepaart werden. Auf den Jungschlag werden jährlich zwischen 60 und 70 Jungtauben abgesetzt. Leider fin­det zu Beginn der Eingewöhnungsphase häufig der Greif den Weg zu den noch unbeholfe­nen Jungen. Seine Reisetiere paart er Mitte / Ende Februar an. Weil sie trocken gespielt werden, erfolgt einige Tage nach der Eiablage die vorübergehende Trennung bis sie dann noch einmal kurz vor den offiziellen Vortouren der RV zum zweiten Male angepaart wer­den. 

Sportfreund Bienwald lässt nach der Jungtierreise in der Regel die allermeisten Jungtau­ben überwintern. Er nimmt nur dann ein Junges aus dem Bestand, wenn sie ihm beson­ders negativ auf den Distanzflügen aufgefallen ist oder wenn aus der gesamten Familie kaum Tauben mit guten Resultaten ausfallen. Auch wenn er seinen Schwerpunkt mehr auf die Jungtierreise setzt, werden nach der Alttier-Reise das eine oder andere erfolglose Tier dem Bestand entnommen. Chancen werden den (weniger erfolgreichen) Alttauben jedoch noch einmal eingeräumt, wenn diese Tauben einer - ansonsten erfolgreichen - Familie ent­stammen. 

Die Tauben sind alle auf einer Schlaganlage untergebracht. Auf der linken Seite, vom Wohnhaus betrachtet, befindet sich der Zuchtschlag, der in südliche Richtung durch eine kleine Außenvoliere erweitert ist. Dieser ist als offener Schlag ganzjährig geöffnet. Daran anschließend wurde ein kleineres Schlagabteil für die Unterbringung der Witwerweibchen erbaut. Mittig befindet sich der Witwer- bzw. Reiseschlag. Vom Wohnhaus gesehen an der rechten Seite ist der Jungtaubenschlag. Alle Fenster bzw. Einflüge zeigen in südöstliche Richtung. Die Schlaganlage steht am äußeren Ende des Grundstücks. Hinter ihr sind im Laufe der Jahre ein paar Tannen groß gewachsen. Sie bieten im Sommer ein wenig Ab­kühlung bzw. zeitweise Schatten. Sie dienen aber auch als Sichtschutz zu den dahinter lie­genden Mehrfamilienhäusern. Der Garten bzw. das Wiesengrundstück vom Wohnhaus zum Schlag ist in Hanglage, sodass im und vor dem Schlag stets eine gute Thermik vor­herrscht. Durch die Hanglage ist überdies ein schöner Weitblick über den Innenstadtbe­reich von Lüdenscheid gut möglich. Gleichwohl schaffen es die Raubvögel immer mal wie­der, einen für sie erfolgreichen Angriff zu starten.

Krystof Bienwald ist mit Leib und Seele beim Brieftaubensport, jedoch „frisst“ ihn der Ehrgeiz (noch) nicht auf. Mit seiner sympathisch ruhigen Art gewann der Berichterstatter den Eindruck, dass der Sportfreund gleichwohl bald noch besser durchstarten wird. Natürlich kommt es dabei auch auf Glück und äußere Umstände an. Zu gönnen ist ihm der Erfolg auf jeden Fall!

 

Im Übrigen taucht der Name Bienwald seit 2021 zwei Mal in der Liste auf: Der jüngere Bruder Damian hat inzwischen auch wieder mit dem Brieftaubensport angefangen. Sein Schlag befindet sich in der Nähe von Plettenberg und ist in Luftlinie ca. 16 km von Krystof's Schlag in östliche Richtung entfernt.

 

Meisterschaften 2022

 

RegV-Meisterschaft des Verbandes

Rang/Züchter

RV

Preise

Punkte

1. SG Kersting

Volmetal

9

809,29

2. Homberg, Gerd

Volmetal

9

752,01

3. Bernd Schwarz

Neue Bergische

9

727,05

4. Uwe+Petra Straßen

Velbert

9

712,23

5. SG Trautmann+Michalik

Wuppertal

9

696,07

6. Heinrich Zuber

Neue Bergische

9

681,54

7. Max Schulte

Volmetal

9

649,95

8. Horst Klein

Sauerländ.-Lüdenscheid

9

647,33

9. Henning Ronsdorf

Neue Bergische

9

642,49

10. SG Kemp, W+R

Neue Bergische

9

613,88

 

Generalmeisterschaft im RegV 405

Rang/Züchter

RV

Preise

Punkte

1. SG Kersting

Volmetal

50

3.749,70

2. Klein, Bernd+Raffael

Volmetal

50

3.691,52

3. Homberg Gerd SG

Volmetal

49

4.273,16

4. Trautmann+Michalik

Wuppertal

49

4.164,50

5. Hans Lekscha

Velbert

49

3.406,58

6. Holger Leiss

Gummersbach

48

3.221,53

7. Henning Ronsdorf

Neue Bergische

48

2.794,94

8. SG Wrobel+Rubysz

Ennepetal

47

2.958,12

9. SG Homberg+Funke

Volmetal

46

3.658,12

10. Thomas Flitsch

Neue Bergische

46

3.367,80

 

Deutsche Verbandsmeisterschaft

Rang/Züchter

RV

Preise

Punkte

1. Homberg Gerd

Volmetal

21

1.849,30

2. SG Trautmann+Michalik

Wuppertal

21

1.747,32

3. SG Kersting

Volmetal

21

1.716,66

4. Horst Klein

Sauerländ.-Lüdenscheid

21

1.663,96

5. Rainer Vormann

Sauerländ.-Lüdenscheid

21

1.602,97

6. Max Schulte

Volmetal

21

1.558,61

7. Bernd Schwarz

Neue Bergische

21

1.557,19

8. Uwe + Petra Straßen

Velbert

21

1.556,52

9. SG Laufer + Krogull

Sauerländ.-Lüdenscheid

21

1.543,50

10. Rudi Homberg

Gummersbach

21

1.536,12

 

Verbands-Jährigenmeisterschaft

Rang/Züchter

RV

Preise

Punkte

1. Klein, Bernd+Raffael

Volmetal

18

1.289,21

2. SG Kersting

Volmetal

18

1.284,57

3. Hans Lekscha

Velbert

18

1.213,51

4. Eduard Sander

Gummersbach

18

1.183,62

5. Holger Leiss

Gummersbach

18

1.148,05

6. Bernd Schwarz

Neue Bergische

18

1.116,00

7. SG Neumann+Gürtler

Sauerländ.-Lüdenscheid

18

1.016,77

8. SG Trautmann+Michalik

Wuppertal

 18 1.453,09 

9. Hartmut Paul

Volmetal

18

1.397,03

10. Thomas Flitsch

Neue Bergische

18

1.306,76

 

Verbands-Jungtaubenmeisterschaft

Rang/Züchter

RV

Preise

Punkte

1. Krisztof Bienwald

Sauerländ.-Lüdenscheid

12

1.010,04

2. SG Reiffert, U+H

Ennepetal

12

995,43

3. Homberg, Gerhard

Volmetal

12

992,66

4. Uwe Hammacher

Velbert

12

985,10

5. SG Homberg + Funke

Volmetal

12

942,17

6. SG Kolodziej, A+D

Sauerländ.-Lüdenscheid

12

922,85

7. J. Spiess

Sauerländ.-Lüdenscheid

12

918,52

8. SG Wicker

Volmetal

12

915,46

9. Manfred Bramsiepe

Velbert

12

784,65

10. E. Kubitza

Ennepetal

12

571,09

 

As-Vögel

Rang/Züchter

RV

Preise

Punkte

Ring-Nr.

1. Dirk Sachser

Neue Bergische

7

608,40

00620-20-754

2. Holger Leiss

Gummersbach

7

689,73

04210-19-95

3. SG Trautmann+Michalik

Wuppertal

7

575,18

00008-19-589

4. SG Trautmann+Michalik

Wuppertal

7

544,63

00008-21-280

5. SG Zorn + Reinert

Ennepetal

7

508,58

07493-19-1258

 

As-Weibchen

Rang/Züchter

RV

Preise

Punkte

Ring-Nr.

1. SG Homberg+Funke

Volmetal

7

595,02

06559-21-510W

2. Homberg Gerd

Volmetal

7

579,73

06559-19-25W

3. SG Trautmann+Michalik

Wuppertal

7

579,18

00008-20-83W

4. Max Schulte

Volmetal

7

574,96

04323-20-664W

5. Bernd Schwarz

Neue Bergische

7

566,97

00061-21-428W

 

Verbands-Jugendmeisterschaft Kat. 1

Nicola Kersting

Volmetal

21

1.716,66

 

Verbands-Jugendmeisterschaft Kat. 2

Josefine Zorn

 Ennepetal

21

1.428,84

 

Verbands-Jugendmeisterschaft Kat. 3

Lorena Scheibe

Sauerländ.-Lüdenscheid

21

 1.438,80

 

Verbands-Jugendmeisterschaft Kat. 4

Max Schulte

Volmetal

21

1.558,61

 

Deutsche Ladies League

Rang/Züchterin

RV

Preise

Punkte

1. Petra Straßen

Velbert

21

1.558,52

 

Autor: Stephan Wennersheide

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